Dienstag, 18. März 2008

DAS YOMUKIN DESASTER

EIN ERSTES KAPITEL

Der erste Teil

Wir schreiben den vierten Tag im vierten Monat des vierten Schaltjahres, dessen Bedeutung es übrigens ist, nur alle vier Jahre zu existieren und welches nur alle hundert Jahre einmal zur Einhaltung unserer mehr oder weniger genauen Zeitrechnung ausgelassen wird, im dritten Jahrtausend seit Beginn der Zeitrechnung. Aber das ist eigentlich gar nicht so wichtig. Viel wichtiger ist, dass an diesem Morgen ein leicht kleingewachsener Mann mit grossem dunklen Schnurrbart und kleinen Kulleraugen, dessen Name leider nicht bekannt ist, also der des Mannes, nicht des Schnurrbarts, von seinem Fischerboot hinunter stieg und sich erstmals in seinem Leben die Frage, die eine Frage, sozusagen die Frage aller Fragen stellte, was in Gottes Namen er eigentlich auf diesem Planeten zu suchen habe. Nun denn. Als ihm die Antwort auf die Frage, also die eine Frage, sozusagen die Frage aller Fragen nicht postwendend in den Sinn kam, beschloss er, ohne nur noch einen Gedanken darüber zu verlieren, sich dieser Sache, dieser grossen Sache, dieser ach so grossen, vielleicht einzigen überhaupt wichtigen Sache anzunehmen und somit der Menschheit als Ganzes einen Dienst zu tun und eine neue Ära der Erkenntnis einzuläuten.
Leider aber hatten die Götter oder ein Gott, sei dahingestellt, ganz andere Pläne und der Mann der leicht kleingewachsen war und einen grossen Schnurrbart trug und kleine Kulleraugen hatte, wurde das erste Opfer eines äusserst unwahrscheinlichen Ereignisses, welches aber leider niemand beschreiben konnte, weil niemand aber auch wirklich gar niemand etwas davon mitbekommen hatte und auch nur einen Hauch von Ahnung davon hatte wie dieser Mann, der leicht kleingewachsen war und einen grossen Schnurrbart trug und kleine Kulleraugen hatte, in dieser Stunde das zeitliche segnete und von ihm nur eine kleine silberne Taschenuhr übrig blieb, die an jenem Ort des Geschehens, unbeachtet von all den Leuten, die gerne am Hafen flanierten, liegen geblieben war und schliesslich in Vergessenheit geriet.


Vier Jahre, oder ein Schaltjahr, früher…

Es war Montag. Ein ganz normaler Montag im Frühjahr.
Die Menschen erfreuten sich des Frühlings und der Wärme und der hier und dort gewachsenen Frühlingsblumen mit ihrer Vielfalt an Farben und Düften. Die Pollen streiften durchs Land und… Ach so… Die Pollen. Keine lästige Nebenerscheinung des Frühlings, nein, die Pollen waren ein heiteres Volk aus dem Norden, welche die Menschen in den Dörfern und Städten mit ihrem heiteren Gesang und ihren, reich an verschiedensten Waren geschmückten Märkten, erfreuten und den Frühling so aktiv und zur heiteren Freude aller mitgestalteten und prägten. Ja ja, die Pollen. - Nun denn.

fortsetzung könnte folgen...



Irgendwo an einem total anderen Ort zu einer anderen, nicht weniger bemerkenswerten, Zeit…

Damals als die Welt noch klein aber oho war, fielen die Eremiten scharenweise von ihren Berggipfeln hinunter. Warum das so war, wusste man damals noch nicht so genau. Einige behaupteten sie hätten einfach den Halt verloren, andere meinten es war das Werk eines sehr, ja wirklich sehr starken Windes und wieder andere vertraten die Meinung es wäre die Prophezeiung gewesen, von der aber wiederum die anderen keine Ahnung hatten. Nun. Heute wissen wir mehr. Es gibt keine Antwort auf diese eine Frage, nur eine Behauptung und diese ist so absurd, dass sie vor Absurdität in der Realität schlicht und einfach verglühen würde. Aber nun zum eigentlichen Kern des ganzen Hin und her.

Die Pollen und die Emeriten litten unter ein und derselben Macht, die ihr Volk schon seit Jahrhunderten knechtete und bedrohte und die gesamte Existenz desselben vor ein jähes Ende zu stellen drohte. Und diese Macht hatte einen Namen. Einen, zugegeben, nicht sehr klangvollen Namen, aber immerhin, es reichte schon diesen einen Namen auszusprechen um ein ganzes Dorf in Panik und temporäre Zitterei, welche übrigens genauso wie das Burnoutsyndrom von den meisten Krankenkassen damals noch nicht als unfreiwilliges Leiden anerkannt war, zu stürzen. Diese Macht war niemand anderer als der kleingewachsene opiumsüchtige und stets schreiende Alleinherrscher König Emerys, der über Rhoonland und die nahe gelegenen „immer verschneiten Inseln“ regierte und diktierte. Aber mehr dazu später. Viel später. Viel, viel später.

Aber nun zu der eigentlichen Hauptfigur dieser Geschichte. Nein, es war kein kleinwüchsiger Hobbit mit hässlichen Ohren und einem nervtötenden Ring in der Tasche und es war auch nicht irgendein zu schön geratener, langhaariger, leicht mystisch angehauchter Waldläufer der mit Pferden flüstern konnte, oder mit Raben, hehe. - Entschuldigung. Nein, es war der Sohn eines Schmieds. Eines Gabelschmieds. Eines Gabelschmieds der im ganzen Land bekannt war und dessen Ruf von seinem unglaublichen Talent, Grenzen, alle in der Nähe zumindest, überschritt und der auf den wunderlichen leicht sonderbaren Namen Mahria, der Gabelmacher, hörte. Aber nun zu seinem Sohn, dessen einzige Beschäftigung die Wandmalerei war und dessen Liebe den Messern und den Schneidewerkzeugen auf der Welt galt und der sich vehement dagegen wehrte, in die Fussstapfen seines alten Herrn gedrückt zu werden und der das Gabelgeschäft als solches und alles was damit zu tun hatte aufs äusserste verachtete und sich selbst beim Essen lieber mit Messern als mit Gabeln behalf, was auch der Grund war warum er einen leichten Sprachfehler hatte.
Lassen wir nun aber mal diesen kleinen, aber sonst schon ernstzunehmenden und nicht unterschätzbaren Konflikt, beiseite. Der Name des Jungen Sohnes war Havel. Benannt nach dem Vater seiner Mutter, der auf den eigentlichen Namen Havelsagh getauft wurde und dessen Ziel, dem er immer treu ergeben war, es war, den Gabelbetrieb seines Vaters, den dieser mit Liebe und Sorgfalt aufgebaut hatte, in der zweiten Generation zusammen mit dem Bruder seiner Geliebten und einem Dompteur aus dem örtlichen Zoo, der wiederum der Geliebte seiner Frau und ein guter Zuhörer seiner Konkubine war, wie diese immer wieder schwärmend erwähnte, über die Region bekannt zu machen und sich in der grossen weiten Welt einen Namen zu machen. Nun. Soviel zu diesem Thema. Die ewige Euphorie verwandelte sich aber zu einem der tiefsten Tiefpunkte überhaupt in der Geschichte der Gabelschmiedefamilie, als ein äusserst, wirklich äusserst unwahrscheinliches Ereignis, Havels Mutter, die bis zu diesem Zeitpunkt auf den Namen Eleonorette hörte, aus dem Leben riss, und von ihr nur eine feine silberne Halskette zurückblieb, welche sie immer um den Hals zu tragen pflegte und welche, unbemerkt unter einer Kommode verborgen, in Vergessenheit geriet.

So schwanden die Lenzen nur so dahin. Gute Lenzen, schlechte Lenzen und manchmal war es einfach zum Mäusemelken. Aber Havel war nun alt genug um seinen eigenen Weg zu beschreiten und so war es nicht verwunderbar, dass es ihn in die grosse, weite Welt hinaus zog, wo er sich nun selbst dem Leben und dem ganzen Drumherum stellen konnte, fernab von seiner Herkunft. Fernab der ganzen Gabelei.


Irgendwo weit weg, einige Lenzen früher…

König Emerys schrie.


Und wieder zurück…

Havel und sein treuer Begleiter Nemsek Borblin, stiegen auf den Hügel bei der alten Burg und schauten zurück ins Tal. Nemsek Borblin, der von allen immer nur Borblin genannt wurde, nahm noch einmal einen tiefen Atemzug von der frischen Heimatluft und wusste, dass er seine Heimat eine ganze Weile nicht mehr sehen würde. Dann nahm er einen ordentlichen Schluck Bier, es war etwa das zehnte das sie bis zu dem Hügel getrunken hatten und torkelten blödelnd und gröhlend auf der anderen Seite den Hang hinunter.
Langsam wurde es Abend, doch ihr Abenteuer hatte begonnen.

Fortsetzung könnte folgen, wiedereinmal...

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