Montag, 14. Juli 2008

Frage des Tages

Dürfen Revolutionäre Cola trinken?



Die Revolutionäre Jugend Zürich beantwortet uns diese revolutionäre Frage des Tages auf ihrer revolutionären Website.

Dürfen Revolutionäre Cola trinken?

„Später wurden die jungen Kapitalismusgegner beim Ausverkauf-Shopping in der Innenstadt gesehen - mit Cola-Dosen in der Hand.“
Baslerzeitung

Solches und Ähnliches findet sich öfters nach Demos oder Veranstaltungen in den Zeitungen. Dürfen wir jetzt wirklich kein Coca-Cola mehr trinken und nicht mehr in den McDonald's gehen wenn wir links und antikapitalistisch sein wollen? Tatsächlich gibt es einige linke Gruppierungen die zum Boykott von Coca-Cola und anderen Firmen mit schlechtem Image aufrufen. Doch auch schon dabei sind sich die unterschiedlichen Organisationen uneinig. Die einen wollen nur auf vereinzelte Probleme der jeweiligen Firma aufmerksam machen. Andere wollen mit ihrer Verzichtslogik gleich den ganzen Kapitalismus überwinden. Man muss sich zuerst also erst einmal fragen, was an der entsprechenden Firma (nehmen wir der Einfachheit halber Coca-Cola) schlechter ist als an all den Anderen.

Coca-Cola ist bekannt für seine üblen Vorgehensweisen. Es ist eine Tatsache, dass Gewerkschafter in Colafabriken in Kolumbien umgebracht wurden, Grundwasser in Indien abgezapft und somit für die lokale Bevölkerung unbrauchbar gemacht wurde und vielerorts schlechte Arbeitsbedingungen herrschen. Doch bei genauerem Betrachten stellt man fest, dass Cola dies nicht einfach nur aus reiner Boshaftigkeit macht, sondern weil sie eben (erfolgreich) der Profitlogik des Kapitalismus folgen. Sie versuchen nur, wie es die Logik des Kapitals vorschreibt, einen möglichst grossen Profit zu ergattern. Einerseits dazu, dass sie mit der Konkurrenz mithalten können. Andererseits müssen sie so rentabel sein, dass sie Geldgeber also Aktieninhaber, die ebenfalls einen möglichst grossen Gewinn haben wollen, ihre Investitionen nicht bei einem anderen Unternehmen tätigen.

Vereinfacht ausgedrückt bedeutet dies bei Coca-Cola folgendes: Radikale Gewerkschaftler und die lokale Bevölkerung können im Weg stehen und den Profit beeinträchtigen. Also muss dieses Problem beseitigt werden. Coca-Cola macht dies im Gegensatz zu anderen Firmen auf die rabiate aber im Kapitalismus durchaus erfolgreiche Art und Weise. Cola ist also insgesamt nur die erfolgreichere Version von Afri-Cola, wie auch Mc Donald's nur die erfolgreichere Version der Würstchenbude um die Ecke ist. Natürlich agieren sie grausamer als andere Unternehmen. Doch trotzdem sind alle Unternehmen im Kapitalismus kapitalistisch. Darum ist es auch nicht möglich sich durch Boykott dem Kapitalismus zu entziehen. Das ein Boykott aber nicht einfach allgemein scheisse ist wird weiter unten erläutert.

Guter Kapitalismus – Böser Kapitalismus

Das allgemeine Problem bei Boykottaufrufen ist vielfach die aktive oder passive Einteilung in einen "guten" zum Beispiel die lokalen Klein- und Mittelunternehmen und in einen "bösen" Kapitalismus , meist die internationalen Multis. "Aktiv", weil man direkt sagt, dass die anderen besser sind oder "passiv" in dem man es indirekt unterstellt. Das Problematische dabei ist, dass im Kapitalismus eben alle der kapitalistischen Logik folgen müssen. Selbst wenn sie eigentlich dagegen sind, muss zum Beispiel die lokale Schreinerei möglichst billig Rohstoffe einkaufen, Arbeiter für ihre Arbeitskraft möglichst tief bezahlen und einen Profit erzielen. Das bedeutet, dass auch dort die Arbeiter ausgebeutet werden. In dem Sinne, dass sie ihre Arbeitskraft verkaufen müssen wenn sie überleben wollen. Unserer Meinung nach gibt es also keinen guten oder netteren Kapitalismus. Sondern nur einen, den es zu überwinden gilt.

Boykott – grundsätzlich sinnlos?

Nur weil man aber durch Verzicht den Kapitalismus nicht überwinden kann, heisst das noch nicht, dass Boykotte allgemein sinnlos sind. Man kann bei aktuellen Kämpfen durch Boykott intervenieren. So wurde zum Beispiel der Streik beim Haushaltsgeräte-Hersteller AEG von der Lokalbevölkerung durch einen Boykott der Produkte unterstützt. Dadurch, dass sich viele Menschen solidarisierten, musste AEG deutliche Umsatzeinbussen hinnehmen. Wie wir Arbeitskämpfe, die nicht gleich eine Überwindung des Systems fordern, mit dem Motto "Heute mehr Lohn - Morgen die ganze Produktion" unterstützen, sympathisieren wir mit Boykottaktionen, die aktuelle Kämpfe unterstützen. Dabei sollte jedoch immer bedacht werden, dass man mit einem Boykott, auch wenn er noch so konsequent geführt wird, immer innerhalb des Kapitalismus bleibt.

Im Gegensatz zu der "Basler Zeitung" wissen wir, dass man den Kapitalismus nur abschaffen, sich ihm aber nicht entziehen kann. Der Kapitalismus beherrscht sämtliche Lebensräume und Beziehungen. Keine Produkte mehr zu kaufen, die im Kapitalismus Hergestellt worden sind, würde wohl den Hungertod bedeuten und mit Toten lässt sich schlecht Politik machen. Daher können wir auch getrost Cola trinkend in den Ausverkauf gehen, ohne uns bei der "BAZ" dafür rechtfertigen zu müssen.

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