Donnerstag, 22. Oktober 2009

Feierabend

Ich schliesse die Tür hinter mir, stecke mir eine Zigarette an und mache mich in beschwingter Feierabendstimmung auf den Heimweg. Falls jemanden beim Lesen das Gefühl beschleicht, der Godi schreibe auffällig oft darüber, dass er sich irgendwo eine Zigarette anzünde, so hat der wohl recht.

Nun denn, zurück zum Feierabend. Unterdessen beim Bahnhof angekommen, warte ich ungeduldig auf die Eisenbahn Richtung Heimat. Eine leichte Brise lässt mich frösteln. Ich ziehe den Reissverschluss meiner Jacke näher Richtung Kinn und klaube eine Zigarette aus dem vermaledeiten Softpäckchen. Während die Zigarette Zug für Zug dahinschwindet, erwärmt der Gedanke an das traute Heim mein Herz. Ein Teller Pasta, dazu ein Glas Rotwein. Oder zwei. Zweisamkeit vor dem Fernseher, vielleicht ein heisses Bad. Es braucht nicht viel zum Glücklichsein.
Der Zug kommt zum Stehen, elegant schnippe ich die Kippe weg und steige ein. Wie immer zweitvordester Wagen, drittes Viererabteil. Ich richte mich gemütlich ein, schliesslich dauert die Fahrt noch eine Weile. Die restlichen Abteile werden besetzt, ein junger Mann bleibt bei mir stehen, mustert mich kurz und fragt, ob hier noch ein Sitz frei sei. Selbstverständlich antworte ich gutgelaunt und wohlwollend. Der junge Mann erwidert mit freundlichem Kopfnicken und gestelltem Lächeln und setzt sich.

Dann passiert eine Weile lang nichts. Ich geniesse die Abendstimmung, mustere mein Gegenüber, lese Gratiszeitungen. Schlummere kurz weg bis mich jäh der schreckliche Klingelton des eher alten Mobiltelefons des jungen Mannes gegenüber aus meinem Traum von französischen Zuckerbäckereien aufschreckt.

"Grüezi... Ach ja, hallo Stefan... Ich bin gerade auf dem Heimweg... Was sollte ich? ... Auf dem Marschbefehl steht doch Montag!?... Jetzt schon KVK?... Da muss ich etwas falsch gelesen haben... Hat das jetzt Konsequenzen für mich?... Mit der Wochenendwache wäre das dann gut?... Vor 22.00 Uhr schaffe ich das nicht mehr, muss zuerst zuhause meine Sachen holen und dann... Dann stosse ich heute spät zur Truppe und melde mich dann morgen früh bei dir... Ok... Bis dann."

Der junge Mann beendet das Gespräch, packt Besen und Schaufel aus seinem Rucksack hervor und wischt wehmütig die Scherben seiner schlagartig zerborstenen Träume zusammen. Besser du als ich denke ich halb schadenfreudig, halb mitfühlend schliesse meine Augen und verspeise süsseste Köstlichkeiten französischer Zuckerbäcker.

1 Kommentar:

  1. danke godi, endlich mal wieder qualität im haus. doch ich bin für ein absolutes rauchverbot in diesem blog und die abschaffung der milizarmee.

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