Vor einiger Zeit kam mir zufällig ein Exemplar des Fachmagazins «Schweizer Soldat» zu Händen. Selten hat mich die Lektüre einer Publikation mehr erheitert als die nach eigenen Angaben «führende Militärzeitschrift der Schweiz».
Zwischen Anzeigen für den Eurofighter (Die beste Perspektive für die Schweiz) oder die Strassensperre Quikstop finden sich Artikel wie «Panzergeneral Israel Tal, Panzer waren sein Leben», «Marines befreien Geiseln» oder «Besuch vom Götti-Kanton». In letzterem schreibt Fourier Ursula Bonetti über die Eindrücke von Regierungsrat Hans-Jürg Käser, Polizei- und Militärdirektor Kanton Bern, bei seinem Besuch der Spit Bat 66 im GOPS:
«Beim Besuch der Truppe im GOPS ist Käser dann rasch klar, weshalb es den Befehl für Ordnung und Disziplin braucht. Ausser der Infanterie bilden besonders die Sanitätstruppen Verbände mit vielen Angehörigen der Armee, die ursprünglich vor allem aus Osteuropa, Asien und Afrika stammend als eingebürgerte Schweizer zusammenfinden. Dass nicht jeder unsere Mentalität an Ordnung und Disziplin mitbringt, ist normal. Sie hatten eine andere Kinderstube. In dieser Truppe werden zehn oder mehr Sprachen gesprochen, untereinander.»
Weiter gehts mit der stimmigen Reportage über das «Zugsgefechtsschiessen im scharfen Schuss» des Gebirgsinfanteriebataillons 77 in Walenstadt. In kurzen und präzisen Sätzen wird die Volltruppenübung protokolliert und kommentiert.
«In seiner Befehelsausgabe schildert Hauptmann Bänziger den Gegner wohltuend nicht als Gegenseite, sondern als das, was er ist: als Gegner.»
«Dem Zug Burkart erteilt Hauptmann Bänziger den Auftrag: «Hält sich als Reserve bereit, das Dispositiv zu verstärken oder Gegner vor der Ortschaft zu vernichten.»
«Leutnant Burkart fasst folgende Entschlüsse:
Phase 1: Halbzug 12 stösst bis auf Höhe Äuli zum alten Paschga-Haus vor und nimmt den Gegner unter Beschuss (Fixieren des Gegners).
Phase 2: Halbzug 34 stösst unter Feuerschutz von Halbtzug 12 am Halbzug 12 vorbei Richtung Gegner vor.
Phase 3: Halbzug 12 zieht nach und stösst ebenfalls Richtung Gegner vor.
Phase 4: Gegner vernichten.»
Brigadier Hans-Peter Wüthrich plädiert in einem ganzseitigen Kommentar der Volksinitiative «Für den Schutz vor Waffengewalt» eine klare Abfuhr zu erteilen.
«Nur Diktaturen entwaffnen ihr Volk und entziehen ihm das Vertrauen. Die Initianten zielen mit Absicht auf die Armeewaffen und wollen diese aus den helvetischen Haushalten verbannen. Sie suggerieren damit eine Scheinsicherheit, vorab für Frauen.»
«Das Wegschliessen der Armeewaffen verhindert weder häusliche Gewalt noch Suizide. Das ist auch nicht die Zielsetzung der Initianten, diese Gründe werden nur vorgeschoben, um die wahren Absichten, wie eine weitere Schwächung unserer Milizarmee und die Entmündigung der Bürgerinnen und Bürger, zu vertuschen. Wir, die verantwortungsbewussten und aufgeklärten Bürgerinnen und Bürger, Soldatinnen und Soldaten sowie Kader dieser Milizarmee fallen aber auf diese Absichten nicht herein. Deshalb lehnen wir diese Initiative ab.»
Fourier Ursula Bonetti schwärmt in ihrer Kolumne von einer Begegnung am Bahnhof Solothurn mit einem Soldat und einem Zivilist. Der Soldat erzählt dem Zivilist begeistert vom Militärdienst. Hier ein paar Auszüge aus dem protokollierten Gespräch.
«Soldat: «Und Sold bekommst Du dann auch noch, während der RS kann man eine ganze Menge sparen. Denk doch: Militär, das ist ideal. Unterkunft und Essen sind gratis. Und jeden Tag kannst Du duschen. Und im Ausgang braucht man nicht so viel. Manchmal ist man zu müde und geht lieber schlafen. Das ist gespartes Geld für später. Ich habe als Durchdiener eine gute Zeit gehabt. Und jetzt freue ich mich aufs Privatleben. Und du kommst überall herum, in der ganzen Schweiz. Super geil! Da wäre ich sonst nie hingekommen.»...oder...
«Da lueg, heute habe ich den dritten Streifen bekommen, das ist der höchste Mannschaftsgrad. Jetzt bin ich Obergefreiter. Ich bin richtig stolz. Weisst du, das ist wie ein Dankeschön für mich, ein Geschenk zum Ende der Dienstzeit, dass sie mit mir zufrieden sind.»
Ein sehr interessanter Fall wird in der Rubrik «Für das Kader - wie Entscheiden Sie?» besprochen:
«Ein Wachtmeister hat den Auftrag, die Truppe drei Mal täglich mit dem Jeep mit Mahlzeiten zu versorgen. Das Essen wurde immer zur richtigen Zeit an den richtigen Ort gebracht. Trotzdem beschwerten sich ein älterer Oberwachtmeister beim Kommandanten. Er beanstandete, dass der Wachtmeister nach seiner Tour nicht sofort in die Unterkunft zurückkehre, sondern sich das Recht herausnehme, nach Ablieferung der Verpflegung noch einzukehren. Als der Kommandant den Wachtmeister zur Rede stellt, antwortet dieser, dass er nach der Beendigung seiner Verpflegungstour sowohl am Morgen, am Nachmittag und am Abend Restaurants aufsucht und dort 2-3 Biere konsumiert, bevor er zur Truppenunterkunft zurückkehrt. Wie würden Sie als Kommandant nun reagieren?»Schliessen möchte ich mit den Schlussworten des Editorials von Chefredaktor Peter Forster:
«Vor vier Jahren sagte der Schreibende zu Briagdier Martin Chavallaz: «Wir müssen unsere Kampfinfanterie retten.» Chavallaz erwiderte: «Non, il faut sauver l`armée.» Wie recht er damals schon hatte.»
«Schweizer Soldat», hier erhältlich zum Preis von CHF 8.00 plus Versandkosten.
Ich gspührs! Herrlich!
AntwortenLöschenDer Franzose