Sonntag, 27. April 2008

Godi bei den Fischern

Mein Leben sei armselig. Nur Fernsehen und Internet mache doch einfach nicht glücklich. So viel verlorene Zeit, höre ich es schelten von allen Seiten. 


Ha! Wer ohne Schuld ist werfe den ersten Stein, ihr Narren. Seit heute bin ich Fischer. 

Vor zwei Wochen erhielt ich Post, ein unaufälliges Couvert, wie es Tausende täglich in ihren Händen halten.  Amt für Justiz und Polizeiwesen war da zu lesen. Mein Herz begann schneller zu klopfen, Schweiss tropfte mir die Stirne runter. Versucht, gefasst zu wirken in Gegenwart dieses Briefes, setzte ich mich an den Tisch, zückte den Brieföffner und erwartete Arges. 

Ein Stein fiel mir vom Herzen als ich da las: 
Liebe Jung- und NeufischerInnen

Wir haben ihre Anmeldung für den kantonalen Ausbildungskurs erhalten und freuen uns, dass Sie sich für die Fischerei interessieren...


Gestern galt es dann ernst. Tagwache um 0700 Uhr, schlaftrunken unter die eisig kalte Dusche gestellt und hellwach die Zunge am heissen Kaffe verbrüht. Das wird ein guter Tag, dacht ich mir und schwang mich aufs Velo. Man will schliesslich nicht zu spät erscheinen. 

Verschwitzt und ausser Atem erreichte ich die Zivilschutzanlage am Rande der Stadt, zündete mir eine Zigarette an, hustete und musterte verstohlen die bereits Wartenden. Alle waren sie gekommen, alt und jung, frau und mann geeint in ihrer erwachenden Passion für die Fischerei. 
Pünktlich um 0800 Uhr wurde die Türe geöffnet, die Menge herein- und zur Kasse gebeten. Namen wurden genannt, Listen durchsucht, Geld wechselte den Besitzer und Passfotos stapelten sich auf  alten Schultischen. 

Fischer sagen einander Du, sonst wärs nicht mehr gut, sprach unser Instruktor und bat uns, unsere Namen auf die vor uns liegenden Kärtchen zu schreiben, während sich der Raum langsam füllte.
Als die Klasse dann vollzählig war, begrüsste uns Ruedi und das Tagesprogramm wurde bekanntgegeben. 
Wechselnde Instruktoren unterrichteten uns Wissbegierige in den Fächern Fischkunde, Gewässerkunde, Gerätekunde, und Bewirtschaftung. Langsam aber die Wirkung nicht verfehlend, nahmen wir das Vokabular in uns auf, wurden Teil einer eingeschworenen Gemeinschaft die stolz war, uns in ihrem Kreise aufzunehmen. In den Pausen sprachen wir über Silk und Rheinlaken, Mepps und Gumpen, Schontage und Milchner als gäbs nichts anderes. 

Das Einzige was die anderen und mich noch davon trennte, unseren Traum vom grossen Fang im kleinen Bach zu leben, war der Abschlusstest. 30 Fragen galt es zu meistern, 80 % davon zumindest richtig. 
Kein Mucks mehr war zu hören. 30 Menschen beantworteten konzentriert 30 Fragen in 30 Minuten. Geschafft! 

Freudig teilte uns Ruedi mit, dass die gesamte Klasse den Test bestanden hatte. Der Raum war erfüllt mit Stolz und Dankbarkeit und einer ungemeinen Vorfreude auf die kommende Fischsaison. 

Als Mann auf der Suche nach einem Hobby bin ich gekommen und als Fischer gehe ich. 

In diesem Sinne: Petri Heil!

4 Kommentare:

  1. herzliche gratulation.
    doch echte kerle fischen wild.
    petri heil

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  2. darf ich dich bald käpt'n iglo nennnen?
    wir könntejn ja mal einen sauglattismus-fischausflug machen. zum beispiel zwitterfelchen fischen in thun?

    petri heil und tschüss

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  3. da bin ich sofort dabei.

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  4. am greifensee ists auch noch schön zum fischen.

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